Uerzell

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Uerzell
Gemeindewappen
Koordinaten: 50° 23′ N, 9° 26′ OKoordinaten: 50° 23′ 30″ N, 9° 26′ 3″ O
Höhe: 335 (319–375) m ü. NHN
Fläche: 6,61 km²[1]
Einwohner: 332 (31. Dez. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 50 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Eingemeindet nach: Ulmbach
Postleitzahl: 36396
Vorwahl: 06667

Uerzell ist ein Stadtteil von Steinau an der Straße im osthessischen Main-Kinzig-Kreis. Zu Uerzell gehört die Siedlung Klesberg.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Uerzell liegt im Norden des Main-Kinzig-Kreises, etwa 11 km nördlich des Hauptortes von Steinau im Tal des Ürzeller Wassers, einem Zufluss des Steinaubachs. Uerzell grenzt im Nordosten an den Ort Hintersteinau, im Südosten an den Ort Kressenbach, im Süden an Steinau, im Südwesten an den Ort Ulmbach und im Nordwesten an den Ort Neustall.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf im Jahre 1289 unter dem Namen Urcele. Ein Bach mit dem Namen Urcelnaha findet bereits um 900 Erwähnung.[1]

Um 1337 baute sich das niederadelige Geschlecht derer von Mörle eine kleine Wasserburg am Ort. Geringe Reste dieser Wasserburg sind noch vorhanden, allerdings in ein neuzeitliches Wohnhaus verbaut und damit nahezu unsichtbar. 1357 nahm Henz von Mörle, genannt Beheim, die von ihm neu erbaute Burg von Fulda zu Lehen. Balthasar Philipp von Mörle, genannt Böhm zu Urtzell, heiratete 1604 in zweiter Ehe Sybilla von Ebersberg (1578–1622) aus der Rhön; mit seinem Tod 1638 in Uerzell erlosch das Geschlecht in der männlichen Linie.[3]

1684 und 1699 kaufte Fulda das Haus von den Thüngischen Erben und verlegte 1699 den Sitz des Amtes Ürzell hierher.

Hessische Gebietsreform[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 31. Dezember 1971 wurde Uerzell im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Nachbargemeinde Ulmbach eingegliedert. Diese wurde am 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz in die Stadt Steinau, heute „Steinau an der Straße“ eingemeindet.[4][5] Dadurch wurde Uerzell ein Stadtteil von Steinau, für den ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet wurde.[6]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Uerzell 342 Einwohner. Darunter waren 15 (4,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 54 Einwohner unter 18 Jahren, 138 waren zwischen 18 und 49, 84 zwischen 50 und 64 und 63 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 141 Haushalten. Davon waren 36 Singlehaushalte, 39 Paare ohne Kinder und 45 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 90 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[7]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1789: 13 Nachbarn[1]
• 1812: 22 Feuerstellen, 262 Seelen[1]
Uerzell: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2015
Jahr  Einwohner
1812
  
262
1834
  
326
1840
  
362
1846
  
351
1852
  
363
1858
  
363
1864
  
357
1871
  
366
1875
  
347
1885
  
297
1895
  
312
1905
  
307
1910
  
313
1925
  
297
1939
  
278
1946
  
375
1950
  
378
1956
  
346
1961
  
356
1967
  
360
1970
  
356
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2009
  
383
2011
  
342
2015
  
362
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Steinau[8][2]; Zensus 2011[7]

Historische Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1885: 05 evangelische (= 1,68 %), 292 katholischer (= 98,32 %) Einwohner[1]
• 1961: 11 evangelische (= 3,09 %), 337 katholische (= 94,66 %) Einwohner[1]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Größter Arbeitgeber im Ort ist die 1945 von Alfons Saum in Uerzell gegründete Firma Alsa, ein Hersteller von Schuhteilen. Die Produktion begann mit der Herstellung von Schuhabsätzen. Das Unternehmen wurde 1968 von der Continental AG gekauft. 1989 erfolgte der Weiterverkauf an den Schuhhersteller Birkenstock, dessen wichtigster Lieferant die Alsa ist. Im August 2013 gab die Geschäftsleitung bekannt, dass der gesamte Betrieb im Jahre 2014 nach Görlitz verlagert werden solle, wo das Unternehmen seit 2009 ein Zweitwerk besitzt. Von dem Umzug wären 280 Mitarbeiter betroffen gewesen.[9] Seit Juni 2014 steht fest, dass dies durch die Zusammenarbeit der Tarifpartner abgewendet werden konnte: Die neue Strategie bedeutet für ALSA eine Produktion an zwei Standorten: In Görlitz wird die industrielle Massenfertigung ausgebaut. In Steinau-Uerzell sollen vor allem Kleinserien und Prototypen produziert sowie Entwicklungsprojekte realisiert werden. Perspektivisch können mindestens bis 2019 160 bis 200 Arbeitsplätze gesichert werden.[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Ürzell, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Haushalt 2021. (pdf) In: Webauftritt. Stadt Steinau an der Straße, abgerufen im Februar 2021.
  3. Michael Mott: „Schöne Frau aus rauem Rittergeschlecht: Sybilla von Mörle genannt Böhm zu Urtzell (geb. von Ebersberg)“, in: Fuldaer Zeitung, 4. Mai 2010, S. 15.
  4. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Gelnhausen, Hanau und Schlüchtern und der Stadt Hanau sowie die Rückkreisung der Städte Fulda, Hanau und Marburg (Lahn) betreffende Fragen (GVBl. 330–26) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 149, § 13 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 376–377.
  6. Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Stadt Steinau, abgerufen im Februar 2021.
  7. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 84, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
  8. Übersicht, Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Steinau an der Straße, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2021.
  9. Fuldaer Zeitung vom 17. August 2013: „Schuh-Alsa zieht von Uerzell nach Görlitz“
  10. Neue Perspektive für den Standort Steinau-Uerzell vom 16. Juni 2014, abgerufen 22. Juli 2014.